Ursachen und Risikofaktoren von Depressionen
Fachlich geprüft von
Inês Lopes
Depression ist eine weit verbreitete psychische Erkrankung, die Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe betrifft. Zu verstehen, was Depressionen verursacht und welche Risikofaktoren es gibt, kann uns helfen, bessere Präventionsstrategien zu entwickeln und Betroffenen effektiver und frühzeitig zu unterstützen.
Die Entwicklung einer Depression kann durch biologische, psychische und soziale Faktoren begünstigt werden. Letztlich ist es häufig das Zusammenspiel verschiedenster Ursachen, die eine Depression begünstigen und aufrechterhalten können. Nachfolgend gehen wir auf die einzelnen Bereiche näher ein.
Biologische und genetische Faktoren können eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Depression spielen.
- Vererbung: Studien haben gezeigt, dass Menschen mit nahen Verwandten, die an Depressionen leiden, ein höheres Risiko haben, selbst an Depressionen zu erkranken. Das Risiko ist besonders hoch, wenn ein Elternteil oder Geschwister betroffen sind. Dies deutet darauf hin, dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen.
- Neurotransmitter: Ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin kann die Signalübertragung im Gehirn beeinträchtigen und zu depressiven Symptomen führen. Diese Botenstoffe sind entscheidend für die Regulierung von Stimmung, Schlaf und Appetit.
- Hormonelle Veränderungen: Schwankungen im Hormonhaushalt, etwa durch Schwangerschaft, Menopause oder Schilddrüsenerkrankungen, können die Stimmung beeinflussen und das Risiko für Depressionen erhöhen.
- Chronische Erkrankungen: Krankheiten wie Diabetes, Herzkrankheiten oder Multiple Sklerose können das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen. Chronische Schmerzen und die Belastungen durch die Bewältigung einer schweren Krankheit können depressive Symptome auslösen und verstärken.
Die psychosozialen Ursachen von Depressionen umfassen viele Faktoren, die das emotionale und psychische Wohlbefinden beeinflussen können:
- Stress: Langfristiger Stress - sei es durch berufliche Überlastung, familiäre Konflikte oder finanzielle Sorgen - kann das Risiko für Depressionen erhöhen. Stress aktiviert das Stresshormon Cortisol, das langfristig die Gehirnfunktion beeinträchtigen und somit wiederum in Folge zu Erschöpfung und Depression führen kann.
- Traumatische Erlebnisse: Erlebnisse wie Missbrauch, Vernachlässigung oder der Verlust eines geliebten Menschen können tiefe emotionale Narben hinterlassen. Diese Traumata können zu anhaltenden depressiven Symptomen führen, da sie die emotionale Verarbeitung und Resilienz beeinträchtigen.
- Soziale Isolation: Einsamkeit und das Fehlen sozialer Unterstützung können das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit verstärken. Soziale Bindungen und Unterstützungssysteme sind wichtig für die psychische Gesundheit.
Neben den genannten Ursachen können aber auch die Gestaltung der Lebensumstände auf die Entstehung einer Depression Einfluss nehmen.
- Lebensstil: Eine ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Substanzmissbrauch (wie Alkohol oder Drogen) können die körperliche und psychische Gesundheit beeinträchtigen und das Risiko für Depressionen erhöhen.
- Schlafstörungen: Chronischer Schlafmangel oder Schlafstörungen wie Schlafapnoe können das emotionale Gleichgewicht stören und zu Depressionen führen. Guter Schlaf ist entscheidend für die Erholung des Gehirns und die Regulation von Emotionen.
- Umwelteinflüsse: Lärm, Luftverschmutzung und andere Umweltbelastungen können chronischen Stress verursachen und die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Diese Faktoren können das Risiko für Depressionen erhöhen, indem sie das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität mindern.
Aber auch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale können das Risiko für die Entwicklung einer Depression erhöhen. Häufig sind diese Merkmale sowohl Ursache als auch gleichzeitig aufrechterhaltend.
- Perfektionismus: Menschen mit hohen Ansprüchen an sich selbst setzen sich oft unter enormen Druck. Der ständige Drang nach Perfektion kann zu Enttäuschungen und Selbstkritik führen, was depressive Symptome verstärken kann.
- Geringes Selbstwertgefühl: Personen mit einem negativen Selbstbild und mangelndem Selbstvertrauen sind anfälliger für Depressionen. Sie neigen dazu, sich selbst abzuwerten und negative Ereignisse auf ihre eigene Person zu beziehen.
- Pessimismus: Eine pessimistische Denkweise, bei der man negative Ereignisse als dauerhaft und persönlich wahrnimmt, kann die Entwicklung von Depressionen begünstigen. Ständige Selbstkritik und das Grübeln über Fehler verstärken negative Gefühle und Hoffnungslosigkeit.
Fazit: Komplexe Ursachen von Depressionen
Die Ursachen und Risikofaktoren von Depressionen sind vielfältig und komplex. Sie umfassen genetische, biologische, psychosoziale und Umweltfaktoren sowie Persönlichkeitsmerkmale. Die Liste an Ursachen ist hierbei nicht abschließend und kann von Person zu Person individuell sein. Dabei ist es häufig das Zusammenspiel verschiedener interner und externer Faktoren, welches zu der Entstehung einer Depression beiträgt. Hilfreich ist dabei die bildliche Vorstellung eines Fasses, das bis zu einer bestimmten Menge schon mit internen Faktoren gefüllt ist. Je nach Quantität oder Qualität der von außen dazukommenden Faktoren, kann es zu einem “Überlaufen” des Fasses kommen und depressive Symptome können sich entwickeln. Grundsätzlich kann ein tiefgehendes Verständnis helfen, Depressionen besser zu erkennen und zu behandeln.