Die Ursachen eines niedrigen Selbstwerts und was du tun kannst
Fachlich geprüft von
Inês Lopes
Ein gesundes Selbstwertgefühl ist entscheidend für unser Wohlbefinden und unsere Lebenszufriedenheit. Leider kämpfen viele Menschen mit einem niedrigen Selbstwert, der ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen und geben praktische Tipps, wie man seinen Selbstwert aufbauen kann.
Ursachen von niedrigem Selbstwert
Es gibt verschiedene Gründe für einen niedrigen Selbstwert. Häufig entsteht dieser durch ein Zusammenspiel verschiedener Erfahrungen und Belastungen. Diese können sowohl aus der Kindheit kommen, als auch auf Erlebnisse im Jugend- und Erwachsenenalter zurückgehen.
Negative Kindheitserfahrungen
Eine der häufigsten Ursachen für niedrigen Selbstwert sind negative Erfahrungen in der Kindheit. Dazu gehören beispielsweise:
- Kritische und abwertende Eltern oder Bezugspersonen
- Wiederholt fehlende Erfüllung von Grundbedürfnissen z.B. nach Bindung oder Selbstbestimmung
- Vernachlässigung und mangelnde Zuwendung
- Emotionale oder physische Misshandlung
Diese Erfahrungen prägen das Selbstbild eines Kindes und können dazu führen, dass es sich minderwertig und ungeliebt fühlt. Häufig zeigt sich diese Erfahrung in Form von Überzeugungen über das eigene Selbst z.B. „Ich bin nicht liebenswert“ oder „Ich muss immer leisten, um wertvoll zu sein“.
Neben den Kindheitserfahrungen können auch Erlebnisse in anderen Lebensspannen auftreten, die einen niedrigen Selbstwert entstehen lassen können oder bestätigen:
- Mobbing und soziale Ausgrenzung: Erfahrungen mit Mobbing und sozialer Ausgrenzung können das Selbstwertgefühl nachhaltig schädigen. Ständige negative Rückmeldungen von Mitschüler:innen, Kolleg:innen oder sogar innerhalb der Familie verstärken das Gefühl der Wertlosigkeit und Isolation.
- Persönliche Misserfolge und Niederlagen: Jeder Mensch erlebt Rückschläge und Misserfolge. Wenn diese jedoch wiederholt vorkommen und unbewältigt bleiben, können sie das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen. Fehlende Unterstützung und Anerkennung verschärfen dieses Problem zusätzlich.
- Gesellschaftlicher Druck und Schönheitsideale: In der heutigen Gesellschaft spielen äußere Erscheinung und Erfolg eine große Rolle. Ständige Vergleiche mit idealisierten Schönheitsbildern in den Medien können das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Insbesondere soziale Medien verstärken diesen Druck, perfekt aussehen und erfolgreich sein zu müssen.
Personen mit niedrigem Selbstwert versuchen diesen häufig durch verschiedene Verhaltensweisen zu kompensieren z.B. alles für andere tun, nicht Nein sagen oder sich zu Höchstleistungen treiben:
- Perfektionismus und überhöhte Erwartungen: Menschen mit einem niedrigen Selbstwert neigen oft zu Perfektionismus. Sie setzen sich unrealistisch hohe Ziele und sind übermäßig selbstkritisch, wenn sie diese nicht erreichen. Diese überhöhten Erwartungen führen zu Frustration und Selbstzweifeln und ein Teufelskreis kann entstehen.
- People Pleaser: Dieser neudeutsche Begriff bezeichnet Personen, die immer versuchen es allen Anderen recht zu machen. Auch hier kann es einen Zusammenhang zu einem niedrigen Selbstwert geben. Manche Personen trauen sich nicht, anderen Grenzen zu setzen, Nein zu sagen oder Konflikte einzugehen. Häufig steht dahinter die Angst, nicht mehr gemocht zu werden oder abgewertet zu werden. Dabei ist es für ein selbstbestimmtes und gesundes Leben wichtig, Grenzen zu setzen und auch die eigenen Bedürfnisse zu priorisieren.
Was kannst du selbst tun?
Herauszufinden, wo der negative Selbstwert seine Ursache hat, kann helfen die richtige Strategie zur Steigerung des Selbstwerts zu finden. Hierbei kann es verschiedene Ansätze geben, welche von Veränderung der eigenen negativen Überzeugungen bis hin zu Achtsamkeit und Bewegung reichen.
Positive Selbstgespräche und Affirmationen
Eine effektive Methode zur Stärkung des Selbstwerts sind positive Selbstgespräche und Affirmationen. Ersetze negative Gedanken durch positive Aussagen wie:
- "Ich bin wertvoll und liebenswert."
- "Ich verdiene Erfolg und Glück."
- "Ich bin gut so, wie ich bin."
Setzen realistischer Ziele
Realistische Ziele zu setzen, hilft dabei, Erfolge zu erleben und das Selbstwertgefühl zu stärken. Beginne mit kleinen, erreichbaren Zielen und feiere Fortschritte. Eine Möglichkeit zur Zielformulierung ist das SMART-Prinzip. Dieses Vorgehen stärkt das Selbstwirksamkeitserleben und motiviert zu weiteren Herausforderungen.
Selbstmitgefühl entwickeln
Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst in schwierigen Situationen mit Freundlichkeit und Verständnis zu begegnen. Fehler und Rückschläge gehören zum Leben und sind Teil des menschlichen Daseins. Das anzunehmen kann sehr entlastend sein. Sei geduldig mit dir und übe Nachsicht. Frage dich beispielsweise, ob du mit deinen liebsten Menschen auch so reden würdest, wie du es mit dir selbst tust.
Stärkung sozialer Beziehungen
Positive und unterstützende soziale Beziehungen sind essenziell für ein gesundes Selbstwertgefühl. Umgebe dich mit Menschen, die dir gut tun und dich ermutigen. Pflege Freundschaften und suche aktiv nach sozialen Aktivitäten, die dir Freude bereiten.
Achtsamkeit und Selbstreflexion
Achtsamkeit und Selbstreflexion helfen, negative Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern. Praktiziere regelmäßig Meditation oder Achtsamkeitsübungen, um im Hier und Jetzt zu bleiben und einen klaren Blick auf deine Gedanken und Gefühle zu bekommen. Auch Journaling kann eine gute Methode sein, um die Selbstreflexion zu fördern.
Körperliche Aktivität und Gesundheit
Körperliche Aktivität hat nachweislich positive Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl. Sport und Bewegung fördern nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch das psychische Wohlbefinden. Finde eine Aktivität, die dir Spaß macht, und integriere sie in deinen Alltag. Dabei muss es gar nichts aufwändiges sein, ein Spaziergang in der Natur kann schon dabei helfen, sich insgesamt wohler zu fühlen.
Selbstakzeptanz und Authentizität
Lerne, dich selbst so zu akzeptieren, wie du bist, mit all deinen Stärken und Schwächen. Authentisch zu sein bedeutet, ehrlich zu sich selbst und anderen zu sein. Akzeptanz und Authentizität führen zu einem stabileren Selbstwertgefühl und zu mehr innerem Frieden. Gleichzeitig hilft die Anerkennung der eigenen Situation, Ressourcen für neue Wege und Veränderungen frei zu machen.
Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Wenn das niedrige Selbstwertgefühl tief verwurzelt ist und sich nicht durch Selbsthilfemaßnahmen verbessern lässt, kann professionelle Unterstützung hilfreich sein. Psychotherapie oder Beratung bieten effektive Wege, Strategien zur Bewältigung zu entwickeln.
Fazit
Ein niedriger Selbstwert kann durch verschiedene Ursachen bedingt sein, darunter negative Kindheitserfahrungen, gesellschaftlicher Druck und persönliche Misserfolge. Um den Selbstwert zu stärken, sind positive Selbstgespräche, realistische Ziele, Selbstmitgefühl und soziale Unterstützung entscheidend. Körperliche Aktivität und Achtsamkeit können ebenfalls wertvolle Werkzeuge auf dem Weg zu einem gesunden Selbstwertgefühl sein. Indem wir uns selbst akzeptieren und authentisch leben, können wir ein erfüllteres und glücklicheres Leben führen. Dabei ist es völlig in Ordnung sich professionelle Unterstützung zu suchen.