Klenico in der Privatklinik Hohenegg: Ein Interview mit Dr. med. Sebastian Haas, Stv. Ärztlicher Direktor

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Digitale Tools spielen in der modernen Psychiatrie eine immer grössere Rolle. In der Privatklinik Hohenegg wird die Diagnostiksoftware von Klenico erfolgreich eingesetzt. In unserem Interview mit dem Stv. Ärztlichen Direktor, Dr. med. Sebastian Haas, sprechen wir darüber, wie Klenico den Klinikalltag verändert, welche Vorteile es für Behandler:innen und Patient:innen bietet und welche Erfahrungen bisher gesammelt wurden.  

 

Klenico im ‘Daily Business’ der Privatklinik 

 

Wie wird Klenico in der Privatklinik Hohenegg eingesetzt? 

«Klenico wird seit mehr als zwei Jahren erfolgreich im stationären Bereich eingesetzt. Nach der Entscheidung für eine stationäre Aufnahme erhalten die Patient:innen den Zugang zur Selbsteinschätzung. Dieses Vorgehen hat sich sehr bewährt, da es uns bereits vor Eintritt der Patient:innen einen guten Überblick über die vorhandenen Belastungen ermöglicht. Im Erstgespräch kann man sich dann auf diese stützen und die Themen der Patient:innen gezielter besprechen. Das Ergebnis wird mit den Patient:innen besprochen und im Verlauf der Behandlung immer wieder reflektiert. 

Zudem sind wir im Rahmen eines Pilotprojekts dabei, Verlaufsmessungen mit Klenico zu implementieren. Durch eine zweite Selbsteinschätzung zu einem späteren Zeitpunkt sind wir in der Lage zu erkennen, was sich im Verlauf der Behandlung verändert hat. Besonders visuell veranlagte Patient:innen können hier maximal profitieren, da sie wortwörtlich sehen können, wo sie im Vergleich zum Beginn der Therapie stehen. Die Verlaufsmessungen helfen auch, neue Themen zu identifizieren und bieten eine gute Grundlage, um Nachbehandler:innen bei Austritt zu informieren sowie den Austrittsdokumenten beizulegen.» 

 

Durch die schnelle Übersicht, die Klenico bietet, haben unsere Behandler:innen einen erheblichen Effizienzgewinn beim Screening.

Welchen Hauptnutzen hat Klenico im Klinikalltag? 

«Klenico wird als Erstbefund und für das Screening genutzt, um dann eine tiefergehende Einschätzung des Schweregrads vorzunehmen und anschliessend in die ICD-Diagnostik zu gehen.  

Durch die schnelle Übersicht, die Klenico bietet, haben unsere Behandler:innen einen erheblichen Effizienzgewinn beim Screening. Ausserdem werden weniger offensichtliche Störungsbilder wie zum Beispiel Zwangsphänomene oder Abhängigkeiten abgebildet, was dazu führt, dass am Ende nichts verpasst wird. Wenn diese Bereiche aktiviert sind, wird man direkt darauf aufmerksam gemacht und kann diese Belastungen tiefer explorieren. 

Das Tool dient zudem als Unterstützung für unsere Therapeut:innen in Ausbildung, da es einen guten Einblick in die breite Symptompalette unserer Patient:innen gibt und besonders durch die Funktion der Diagnosevorschläge bei der abschliessenden Diagnostik unterstützt und so für zusätzliche Absicherung sorgt.”  

 

Klenico aus Sicht der Patient:innen 

 

In Kürze unterstützt Klenico den Shared-Decision-Making-Prozess. Man begegnet sich dadurch auf Augenhöhe und die Patient:innen fühlen sich in ihren Belastungen validiert.

Wie wird der Einsatz von Klenico von den Patient:innen empfangen? 

«Die Akzeptanz unter den Patienten ist uneingeschränkt hoch und das Feedback durchweg positiv. Viele begrüssen es, sich schon zu Hause mit dem Eintritt in die Klinik auseinandersetzen zu dürfen und sich mit einer ersten digitalen Einordnung ihrer Belastungen dafür vorbereiten zu können.  

Mit der Symptomkarte haben wir eine tolle Grundlage, um in den Dialog mit den Patient:innen zu treten. Gemeinsam identifizieren wir die Hauptprobleme und legen die Behandlungsziele fest. Dies erleichtert die Auftragsklärung und stärkt die therapeutische Allianz. Die visuelle Darstellung kann auch entlastend wirken, indem sie den Patient:innen hilft, ihre Belastungen besser zu benennen.  

In Kürze unterstützt Klenico den Shared-Decision-Making-Prozess. Man begegnet sich dadurch auf Augenhöhe und die Patient:innen fühlen sich in ihren Belastungen validiert.» 

 

Sehen Sie Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Patient:innengruppen? 

«Natürlich sind nicht alle Patient:innen gleich empfänglich. Viele haben aber Freude an messbaren Ergebnissen und dem Tracking der eigenen Daten. Ich denke da vor allem auch an die jüngere Generation und technikaffine Menschen, für welche digitale Lösungen heutzutage selbstverständlich sind.  

Das Durchschnittsalter ist bei uns mittlerweile um etwa zehn Jahre gesunken. Man kommt dieser jüngeren Patient:innengruppe nur entgegen, wenn man solche digitalen Lösungen wie Klenico anbietet.» 

  

Abschliessende Worte 

 

Gibt es noch etwas, das Sie uns mitteilen möchten? 

«Klenico ist ein gelungenes Start-up, und wir haben damit nur gute Erfahrungen gemacht. Natürlich ist es auch eine Generationenfrage und ich kann mir vorstellen, dass solche digitalen Tools vor allem auch jüngere Psychiater:innen und Psychotherapeut:innen ansprechen. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis digitale Lösungen zum Standard werden. Obwohl sich Patienten nicht ausschliesslich wegen Klenico für uns entscheiden, trägt es sicherlich zu dem positiven Gesamteindruck der Privatklinik Hohenegg bei, die eine Weiterempfehlungsrate von 95% hat.» 

 

  

Zu Dr. med. Sebastian Haas 

Dr. med. Sebastian Haas ist seit 2013 in der Privatklinik Hohenegg tätig, zunächst als stellvertretender Ärztlicher Direktor und Schwerpunktleiter für Burnout & Belastungskrisen. Seit diesem Jahr ist er auch Chefarzt der Allgemeinstation. Zusätzlich zu seiner Rolle in der Klinik übernimmt er die Co-Leitung des Instituts für ökologisch-systemische Psychotherapie und ist Präsident des Forums für Suizidprävention und Suizidforschung Zürich sowie Teil des Vorstands des schweizerischen Expertennetzwerks für Burnout (SEB).